Offener Brief an HEKS
Sehr geehrter Herr Direktor Merz,
sehr geehrte Mitglieder des Stiftungsrates
Das Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz (Heks) unterstützt bzw. managt die Klage von vier Einwohnern der indonesischen Insel Pari gegen den Schweizer Konzern Holcim. Damit soll der Zementhersteller zu Schadenersatz und zu Flutschutzmassnahmen verpflichtet werden. Die Begründung des Heks: Holcim sei für 0,42 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen seit 1750 verantwortlich und damit für die Folgen des Klimawandels, unter denen die Insel leidet. «église à venir – Kirche in Freiheit und Verantwortung» ist befremdet über diesen populistischen Aktivismus des kirchlichen Hilfswerks.
Die Ursachen und Folgen des Klimawandels sind äusserst komplex. Gefordert sind alle Länder, deren Einwohnerinnen und Einwohner, die Wirtschaft, die Forschung und die Politik.
In grober Simplifizierung greift nun aber Heks einen Schweizer Weltkonzern heraus und erklärt ihn aufgrund willkürlicher Kriterien und mit verwegener Kausalität zum Sündenbock.
Abgesehen davon, dass Holcim derzeit das Problem des CO2-Ausstosses der Zementproduktion ernsthaft angeht, ist es moralisch unhaltbar, stellvertretend einen von unzähligen Akteuren einer Kausalkette auszuwählen und medienwirksam an den Pranger zu stellen.
Ebenso gut hätte das Heks beispielsweise Firmen der Öl- und Gasindustrie, des Luftverkehrs, der Autobranche angreifen können. Grundsätzlich könnten alle Unternehmen, aber auch alle Einzelpersonen angeklagt werden, die irgendwie am CO2-Ausstoss mitbeteiligt sind. Auch das Heks und seine Mitarbeitenden gehören dazu, leben und arbeiten doch auch sie wohl mehrheitlich in Zementhäusern.
Vor diesem Hintergrund wirkt es fadenscheinig, wenn sich das Heks mit moralischem Impetus als Anwalt von Inselbewohnern der Südsee aufspielt und diese für ihr «Blaming and Bashing» instrumentalisiert. Solch öffentlich anklagende Schuldzuweisung löst keine Probleme und ist eines kirchlichen Hilfswerks unwürdig.
«église a venir» erwartet vom Heks nicht willkürlichen punktuellen Aktivismus, sondern eine unideologische Unterstützung für Menschen in Not und eine konstruktive entwicklungs- und gesellschaftspolitische Arbeit.
Mit freundlichen Grüssen
«église à venir» – Kirche in Freiheit und Verantwortung
Für den Vorstand:
Bruno Wolfgang Bader, Präsident
Bruno
Autor:
Bruno Bader
evangelisch-reformierter Pfarrer aus Saanen-Gstaad
und Mitglied Kuratorium Liberethica.