«Das Schimpfen gegen Markt und Kapital steht bei der Kirche leider hoch im Kurs»

Die Beziehung zwischen Kirche und Wirtschaft ist zerrüttet. In Zürich sucht nun ein Wirtschaftsdiakon das Gespräch mit den Firmen. Er klopft nicht mit leerem Portemonnaie an. Was ist davon zu halten?

Dass die Kirche einen Schritt auf die Wirtschaft zumacht, begrüsst Béatrice Acklin Zimmermann. Sie ist Theologin und Geschäftsführerin der Denkfabrik Liberethica, eines überkonfessionellen Vereins, der ethische Orientierung auf freiheitlichem Fundament anbietet. «Das Schimpfen gegen Markt und Kapital steht bei der Kirche leider seit Jahren hoch im Kurs», sagt Acklin Zimmermann. Dieses Schimpfen sei oft ebenso undifferenziert wie selbstgerecht. Man sehe sich stets auf der Seite der Guten, während das Böse bei den Konzernen verortet werde.

Entsprechend positiv sei es, wenn die Kirche den Dialog suche, sagt die Theologin. Sie habe aber die Vermutung, dass hinter der Initiative auch die Furcht der Kirche stehe, angesichts der vielen Kirchenaustritte wohlhabender Wirtschaftsvertreter einige Pfründen verlieren zu können. Denn seit dem Streit um die Konzernverantwortungsinitiative habe sich das Verhältnis zwischen Kirche und Wirtschaft stark verschlechtert. Entsprechend gerate auch die Kirchensteuer für Firmen wieder stärker unter Druck – laut Acklin Zimmermann durchaus zu Recht.

Fragezeichen stellt Acklin Zimmermann zudem hinter die Geldvergabe an die KMU. Es dürfe nicht sein, dass die Kirche mit Steuermitteln freihändig Geld an Unternehmen verteile. Angesprochen auf das Beispiel des Musikers, dessen Auto mitfinanziert wurde, verweist sie darauf, dass es für Kulturschaffende während der Pandemie auch öffentliche Fördermittel gegeben habe. «Es wirkt etwas eigenartig, wenn die Kirche von den Firmen Steuern eintreibt und dieses Geld dann nach eigenem Gutdünken und ohne transparente Kriterien wieder an diese auszahlt.»

Der vollständige NZZ-Artikel: Ein Kässeli in Gottes Namen